Historie

Generationen von Kindern und Jugendlichen sowie mittlerweile viele Erwachsene kennen die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAGZ) aus ihrer Zeit im Kindergarten und den ersten Schuljahren. 1983 ging sie aus der bereits 1962 ins Leben gerufenen "Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege" hervor. Zeiten und Namen ändern sich, der Auftrag ist immer noch gleich. Die wichtigsten Eckpunkte haben wir hier kurz und knapp zusammengefasst.

17. Mai 1983 – Gründung

Zahnärztliche Körperschaften und alle gesetzlichen Krankenkassen Bayerns schließen sich zusammen, um ein Gesundheitserziehungskonzept für die Durchführung der Gruppenprophylaxe in den Kindertagesstätten und Schulen Bayerns zu etablieren. Die LAGZ wird gegründet.

31. Januar 1984 – Gruppenprophylaxe in Kindergärten

Die LAGZ nimmt die gruppenprophylaktische Betreuung aller Kinder in den bayerischen Kindergärten auf. Grundlage ist eine gemeinsame Bekanntmachung von drei Bayerischen Staatsministerien, die die LAGZ offiziell damit beauftragen.
Die LAGZ benennt die vier Säulen, die auch heute noch wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit sind: Aufklärung über Mundgesundheit, Ernährungslenkung, Zahnschmelzhärtung durch Fluoride und Verweisung in die Zahnarztpraxis zur Untersuchung der Mundhöhle. Die bis dahin von den Gesundheitsämtern durchgeführte Jugendzahnpflege wird abgelöst (Ausnahme: Städte München, Nürnberg, Augsburg).

1. Januar 1986 – Gruppenprophylaxe in der Grund- und Förderschule

Aufnahme der gruppenprophylaktischen Betreuung der Kinder in den 1. bis 4. Jahrgangsstufen aller Grund- und Förderschulen. Grundlage ist wiederum eine gemeinsame Bekanntmachung von drei Bayerischen Staatsministerien.

1. Januar 1989 – Aufgabe der LAGZ wird Gesetz

Die Verhütung von Zahnerkrankungen durch Maßnahmen der Gruppenprophylaxe wird im Sozialgesetzbuch V, § 21 (SGB) geregelt. Die Grundlage der LAGZ-Tätigkeit wird Gesetz.

1989 – 1. Epidemiologische Studie

Die LAGZ gibt eine erste Studie über den Mundgesundheitszustand bayerischer Grundschüler in 80 – nach einem mehrfach geschichteten Zufallsverfahren ausgewählten – Schulen Bayerns in Auftrag. Ergebnis: 31 % der 6-Jährigen und 15 % der 9-Jährigen haben naturgesunde Gebisse. Die WHO gibt für das Jahr 2000 ein Ziel von 50 % naturgesunder Gebisse bei 6-Jährigen aus.

1991 – Erster Tag der Zahngesundheit

Die erste bayerische Zentralveranstaltung zum Tag der Zahngesundheit fand in Landshut statt. Geplant sind jährliche Veranstaltungen, die immer am 25. September an unterschiedlichen Orten stattfinden sollen.

1992 – 2. Epidemiologische Studie

Drei Jahre nach der ersten Studie werden dieselben Grundschüler untersucht.
Ergebnis: DMFT-Mittelwert 1,3 für Neunjährige (Ziel der WHO: <3,0 bei Zwölfjährigen für Jahr 2000) – D (decayed = kariös), M (missed = fehlend), F (filled = gefüllt), T (tooth = Zahn).

22. Juni 1993 – Betreuung bis zur 6. Jahrgangsstufe

Eine Änderung des § 21 SGB V ergibt für die LAGZ einen neuen Auftrag: Die gruppenprophylaktische Betreuung wird auf alle Schüler/-innen bis zur 6. Jahrgangsstufe ausgeweitet. LAGZ und Freistaat Bayern schließen die entsprechende Rahmenvereinbarung.

1995 – 3. Epidemiologische Studie

"Bayerns Schüler haben die besten Zähne im Bundesvergleich." In einer erneut durchgeführten Untersuchung in 1.000 Schulen (sechs-, neun- und zwölfjährige Schüler/innen) werden sensationelle Ergebnisse erzielt: 48 % kariesfreie Sechsjährige, DMFT 1,6 bei Zwölfjährigen (WHO-Ziele für das Jahr 2000 bereits unterschritten).

1996 – Aktion "Löwenzahn"

Die LAGZ entwickelt und realisiert die Aktion "Löwenzahn" für die Schüler der Jahrgänge 1 bis 4 mit dem Ziel, die Kariesintensität festzustellen sowie die Schüler zur Eigenverantwortung zu motivieren und zu veranlassen, zweimal im Jahr zum Zahnarzt zu gehen.

1998/1999 – 4. Epidemiologische Studie

Untersuchung in denselben Schulen wie 1995. Ergebnis: DMFT 1,5 bei Sechs-, DMFT 0,35 bei Neun-, DMFT 1,07 bei Zwölfjährigen (WHO-Ziele für 2000 – für westliche Industrieländer mittlerweile korrigiert auf <2,0 bei 12-Jährigen – sind nahezu halbiert).
Bayerns Schüler liegen nicht nur wieder bundesweit, sondern auch international an der Spitze.

2001 – "Modell Augsburg"

Die LAGZ installiert einen Modellversuch zur Förderung der Zahngesundheit der Kinder mit hohem Kariesrisiko. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Augsburg werden intensivprophylaktische Maßnahmen innerhalb der Gruppenprophylaxe gesundheitlich gefördert.

2002 – Aktion "Seelöwe"

Nach der Aktion "Löwenzahn" für Grundschüler startet die Aktion "Seelöwe" für Kindertagesstätten. Jährlich sollen alle Kindertagesstättenkinder erreicht und an die halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt gewöhnt werden. Der eigenverantwortliche Umgang mit der Mundgesundheit steht bei der Aktion im Mittelpunkt. Dabei ist ganz besonders an Kinder aus Familien gedacht, in denen Gesundheitsvorsorge einen geringen oder gar keinen Stellenwert einnimmt.

14. Mai 2003 – 20 Jahre LAGZ Bayern

Im historischen Rathaussaal der Landeshauptstadt findet der Festakt zum Jubiläum unter Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz statt. Parallel dazu gibt es eine Rahmenveranstaltung auf dem Marienplatz mit 800 Schulkindern aus ganz Bayern. Die Festschrift können Sie hier downloaden.

2004/2005 – 5. Epidemiologische Studie

Im Rahmen der Studie wurden erstmals zeitgleich und nach einheitlich festgelegten Kriterien Sechs- beziehungsweise Siebenjährige sowie Zwölf- und Fünfzehnjährige in allen Bundesländern untersucht.
Ergebnis: 50,5 % der Sechs- beziehungsweise Siebenjährigen haben naturgesunde Gebisse. Der DMFT-Wert der Zwölf- und Dreizehnjährigen liegt bei 1,7. Polarisierung der Karies vor allem bei den Fünfzehn- und Sechszehnjährigen.

2005 bis 2008 – Pilotprojekt "Gesunde Zähne für Schüler" – Kariesvorsorge an Hauptschulen

An vier ausgewählten Hauptschulen wurde ein dreijähriges Pilotprojekt für Jugendliche mit erhöhtem Kariesrisiko durchgeführt. Betreut wurden 424 Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe in zwei Studien- und zwei Kontrollgruppen.
Ergebnis: Trotz intensiver vierteljährlicher Betreuung, Aufklärung über gesundes Ernährungsverhalten und Einsatz von xylithaltigem Kaugummi konnte nach drei Jahren kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen nachgewiesen werden. Dennoch lieferte die Studie wichtige Aufschlüsse über diese Altersgruppe.

2005/2006 – Aktion "Mach Mit!"

Start der Aktion für die 5./6. Jahrgangsstufe in Form von Verweisungskarten.

2007 – Pilotphase Aktion "Löwenzahn PLUS"

Die Aktion „Löwenzahn PLUS“ wurde an ausgewählten unterfränkischen Förderschulen in einem erfolgreichen Modellversuch gestartet.

2008 – Aktion "Löwenzahn PLUS"

Die Aktion „Löwenzahn PLUS“ wird flächendeckend für alle Förderschulen eingeführt. Sie ergänzt die Aktion „Löwenzahn“ und ist den Bedürfnissen der Förderschulen angepasst.

2008/2009 – 25 Jahre LAGZ-Bayern

23. April 2008: Jubiläumsfeier in der Meistersingerhalle Nürnberg und 2009 großes Kinderfest im Zirkus Krone München.

2009/2010 – 6. Epidemiologische Studie

Untersucht werden zeitgleich in allen Bundesländern sechs- bzw. siebenjährige Schüler/-innen in den 1. Klassen, zwölfjährige in den 6. Klassen und 15-jährige in den 9. Klassen. Die Gesamtstichprobe umfasst 10.634 Kinder. Die Erkenntnis hieraus: 39,3 % der kariösen Milchzähne ist nicht versorgt!

2011–2015 – Pilotprojekt "Zähneputzen in Ganztagsschulen"

In einer Pilotphase wurden Schüler/-innen an acht bayerischen Haupt- und Mittelschulen untersucht. Die Pilotphase endete 2011.
Nach Genehmigung durch das Ministerium wurde das Projekt mit Beginn des Schuljahres 2012/13 für weitere drei Jahre mit wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Dr. Krämer fortgeführt. Ziel war die Förderung der Verantwortung für die eigene Mundgesundheit durch Einführung regelmäßigen täglichen Zähneputzens in den Ganztageseinrichtungen sowie die Verankerung eines Routineverhaltens der Schülerinnen und Schüler.

2012–2015 – Pilotprojekt "Gesunde Milchzähne – Kariesvorsorge in Kindertagesstätten"

Das Pilotprojekt richtet sich an zehn ausgewählte Kindergärten mit Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. Ziel ist es, das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta sowie eine Ernährungsberatung in den Kindertagesstätten Bayerns fest zu etablieren. Parallel dazu wird das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet.

2012 – Flyer für Berufsschulen

Auszubildende und ihre Fachlehrer sollen über die LAGZ und deren Aktionen informiert werden. Ziel ist es, die Gruppenprophylaxe und die Individualprophylaxe enger zu verzahnen.

2013 – 30 Jahre LAGZ Bayern

Kein Festakt; stattdessen wurde ein Ideenwettbewerb an Münchner Schulen durchgeführt.

2014 – Wrigley Prophylaxepreis

Die LAGZ erhält eine Auszeichnung für das Unterrichtswerk „Mundgesundheit – Anregungen und Ideen für die Gruppenprophylaxe in Kindertageseinrichtungen“: 1. Platz in der Kategorie: Öffentlicher Gesundheitsdienst

2014 – Aktion "Mach Mit!"

Die Aktion wird nach neun Jahren Laufzeit beendet.

2014/2015 – Aktion "Seelöwe PLUS"

Planung und Start der neuen Aktion „Seelöwe PLUS“ sowie Erweiterung des Handouts für die LAGZ-Zahnärztinnen und -Zahnärzte. Die neue Aktion wird seit Beginn des Schuljahres 2014/2015 flächendeckend für alle SVEs eingeführt. Die Aktion „Seelöwe PLUS“ ergänzt die Aktion „Seelöwe“.

2015 – Beitritt zum Bündnis Prävention

Die LAGZ Bayern tritt dem Bündnis für Prävention bei und bekennt sich zur Verantwortung für Gesundheitsförderung und Prävention in Bayern. Die Beitrittsurkunde wurde zusammen mit Frau Staatsministerin Huml unterzeichnet.

2016/2017 – 7. Epidemiologische Studie

Bei den Ergebnissen liegen folgende erfreuliche Zahlen vor, jedoch mit steigender Tendenz zur Kariespolarisation:
Zahngesundheit der sechs-/siebenjährigen Schüler: 61,3 % der Schüler der 1. Klassen wiesen ein naturgesundes Milchgebiss auf. Der DMFT betrug 1,36. Somit war ca. jeder zweite sechs-/siebenjährige Schüler kariesfrei.  Es zeigte sich, dass 20,3 % der Milchzahnkaries unversorgt waren. Im Vergleich zur 6. Epidemiologischen Studie aus dem Jahr 2009 (unversorgte Milchzahnkaries 39,3%) stieg der Versorgungsgrad der Milchzähne jedoch signifikant an.

Zahngesundheit der Zwölfjährigen: 71,7 % der Schüler hatten ein kariesfreies bleibendes Gebiss. Damit betrug der mittlere DMFT-Wert 0,62. Eine signifikant höhere Karieshäufigkeit war allerdings wieder bei den Mittelschülern im Vergleich zu den Schülern in der Realschule und am Gymnasium festzustellen. So hatten Gymnasiasten 79,9 %, Realschüler 78,8 % und Mittelschüler 62,7 % naturgesunde Gebisse.

2017/2018 – Pilotprojekt: Aktion „Ü-Klassen“ – Zahngesundheitsförderung von Migranten- und Flüchtlingskindern in Übergangsklassen in Bayern mit wissenschaftlicher Begleitstudie

35 ausgewählte Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen in Bayern werden mit speziell hierfür entwickelten Unterrichtsmaterialien gruppenprophylaktisch betreut. Es erfolgt eine Evaluation und eine wissenschaftliche Begleitstudie zum Zahngesundheitszustand dieser Zielgruppe.
Ergebnis folgt.